Licht und Dunkelheit

Frau b

Damit das Licht so hell scheinen kann, muss es auch Dunkelheit geben. (Francis Bacon)

Licht und Dunkelheit gehören zusammen – das eine kann ohne das andere nicht sein.

Diese kleine Geschichte wird Dich begeistern und wieder an Dein Licht erinnern:

Ich bin das Licht! Die kleine Seele spricht mit Gott.

Einmal vor zeitloser Zeit, da war eine kleine Seele, die sagte zu Gott: “ich weiß wer ich bin!”

Und Gott antwortete: “Oh, das ist ja wunderbar! Wer bist Du denn?”

Die kleine Seele rief: “Ich bin das Licht!”

Und auf Gottes Gesicht erstrahlte das schönste Lächeln. “Du hast recht”, bestätigte er, “du bist das Licht!”

Da war die kleine Seele überglücklich, denn sie hatte genau das entdeckt, was alle Seelen im Himmelreich herausfinden wollten.

“Hey”, sagte die kleine Seele, “das ist ja Klasse!”

Doch bald genügte es der kleinen Seele nicht mehr, zu wissen wer sie war. So ging sie wieder zu Gott. 

Sie sagte: “Hallo Gott!” Nun, da ich weiß wer ich bin, könnte ich das auch nicht sein?”

Und Gott antwortete der kleinen Seele, “Du meinst, dass du sein willst, was Du schon längst bist?”

“Also,” sprach die kleine Seele, “es ist schon ein Unterschied, ob ich nur weiß, wer ich bin, oder ob ich es auch wirklich bin. Ich möchte fühlen, wie es ist, das Licht zu sein!”

“Aber du bist doch das Licht”, wiederholte Gott und er lächelte wieder.

Doch die kleine Seele jammerte: “Ja, aber ich möchte doch wissen, wie es sich anfühlt, das Licht zu sein!”

Gott schmunzelte: “Nun, das hätte ich mir denken können. Du warst schon immer recht abenteuerlustig. Es gibt da nur eine Sache…” und Gottes Gesicht wurde ernst.

“Was denn?” fragte die kleine Seele.

Nun es gibt nichts anderes als Licht. Weißt du, ich habe nichts anderes erschaffen als das, was du bist. Und deshalb wird es nicht so einfach für dich, zu werden, wer du bist. Denn es gibt nichts, was nicht so ist wie du.”

“Wie?” fragte die kleine Seele und war ziemlich verwirrt.

“Stell es dir so vor”, begann Gott, “du bist wie der Schein einer Kerze in der Sonne. Das ist auch richtig so. Und neben dir gibt es noch viele Millionen Kerzen, die gemeinsam die Sonne bilden. Doch die Sonne wäre nicht die Sonne, wenn du fehlen würdest. Schon mit einer Kerze weniger, wäre die Sonne nicht mehr die Sonne, denn sie könnte nicht mehr ganz so hell strahlen. Die große Frage ist also: Wie kannst du herausfinden, dass du Licht bist, wenn du überall von Licht umgeben bist?”

Da sagte die kleine Seele frech: “Du bist doch Gott! Überlege dir halt etwas!”

“Du hast recht!” sagte Gott und lächelte wieder. “Und mir ist auch schon etwas eingefallen. Da du Licht bist und dich nicht erkennen kannst, wenn du nur von Licht umgeben bist, werden wir dich einfach mit Dunkelheit umhüllen.”

“Was ist Dunkelheit?” fragte die kleine Seele.

Gott antwortete: “Die Dunkelheit ist das was du nicht bist”.

Werde ich nicht Angst davor haben?” rief die kleine Seele.”

Nur wenn du Angst haben willst”, antwortete Gott. “Es gibt überhaupt nichts, wovor Du dich fürchten müsstest, es sei denn du willst dich fürchten. Weißt du, die ganze Angst denken wir uns nur selbst aus.”

“Oh”, die kleine Seele nickte verständig und fühlte sich gleich wieder besser. Dann erklärte Gott, dass oft erst das Gegenteil von dem erscheinen müsse, was man erfahren wolle.

“Das ist ein großes Geschenk”, sagte Gott, “denn ohne das Gegenteil könntest du nie erfahren, wie etwas wirklich ist. Du würdest die Wärme nicht ohne Kälte erkennen, oben nicht ohne unten, schnell nicht ohne langsam. Du könntest rechts nicht ohne links erkennen, hier nicht ohne dort und jetzt nicht, ohne später. Und wenn du von Dunkelheit umgeben bist”, schloss Gott ab, “dann balle nicht deine Faust, erhebe nicht deine Stimme, um die Dunkelheit zu verwünschen. Sei lieber ein Licht in der Dunkelheit, statt dich über sie zu ärgern. Dann wirst du wirklich wissen, wer du bist und alle anderen werden es auch wissen. Lass dein Licht scheinen, damit die anderen sehen können, dass du etwas Besonderes bist.”

“Meinst du wirklich, es ist in Ordnung, wenn die anderen sehen können, dass ich etwas Besonderes bin?”

“Natürlich!” Gott lächelte. “Es ist sogar sehr in Ordnung. Doch denke immer daran: Etwas Besonderes zu sein heißt nicht, besser zu sein. Jeder ist etwas Besonderes, jeder auf seine Weise. Doch die meisten haben das vergessen. Erst wenn sie merken, dass es für dich in Ordnung ist, etwas Besonderes zu sein, werden sie begreifen, dass es auch für sie in Ordnung ist.”

“Hey!” rief die kleine Seele und tanzte, hüpfte, lachte vor Freude. “Ich kann also so besonders sein, wie ich will!”

“Ja, und du kannst auch sofort damit anfangen”, sagte Gott und tanzte, hüpfte und lachte mit der kleinen Seele. “Wie möchtest du denn besonders gerne sein?”

“Was meinst du mit wie?” fragte die kleine Seele. “Das verstehe ich nicht…!”

“Nun, das Licht zu sein bedeutet etwas Besonderes zu sein. Und das kann sehr viel bedeuten. Es ist etwas Besonderes, freundlich zu sein, es ist etwas Besonderes, sanft zu sein. Es ist etwas Besonderes, schöpferisch zu sein. Es ist etwas Besonderes, geduldig zu sein. Es ist etwas Besonderes, hilfreich zu sein. Es ist etwas Besonderes, miteinander zu teilen!”

„Dies ist die wahre Bedeutung davon, Licht zu sein.” Neale Donald Walsch

Ausschnitt aus: Ich bin das Licht! Die kleine Seele spricht mit Gott (Edition Sternenprinz)

Titel des amerikanischen Originals: „The Little Soul and The Sun“ (1998) – Parabel für Kinder

Wie bringst du dein inneres Licht zum Leuchten?